Koepf's EditionsCompositions – Multispin
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Multispin
für Player Piano

Siegfried Koepf 2014

Werkkommentar

Man stelle sich eine komplizierte Maschine vor, die eine große Zahl symmetrischer Scheiben verschiedener Form und Größe auf mehreren hintereinanderliegenden Ebenen kontinuierlich über der Tastatur eines Klaviers abrollt, wobei durch die individuell konturierten Ränder der Scheiben einzelne Tasten des Klaviers angeschlagen werden. Dieses Bild illustriert annähernd, was sich in Multispin abspielt. In der Überlagerung der in mehreren Schichten gleichzeitig ablaufenden Prozesse ergibt sich eine Polyphonie von beträchtlicher Komplexität. Den so erzeugten, kaum noch rationalen rhythmischen und harmonischen Verhältnissen steht die nie ganz verdeckte Klarheit der absolut regelmäßig ablaufenden Einzelstrukturen gegenüber.

Das Konzept, nach dem die hier erklingenden symmetrischen Gebilde konstruiert sind, hat eine beeindruckend lange Tradition in der Geschichte ornamentaler Kunstformen und fand im 19. Jahrhundert eine überraschende Entsprechung in der mathematischen Theorie der Gruppen. Diese ermöglicht u.a. die vollständige Aufzählung symmetrischer Möglichkeiten in einer gegebenen räumlichen Konfiguration, was in Multispin eine wichtige Rolle spielt.

Aus dem Programmheft zu Computing Music IX – Historic Reference, 2014.12.07, Köln, Alte Feuerwache