Hi John! Version 2
für computergesteuerte 24-Ton-Pfeifen-Orgel
Siegfried Koepf 2013
Werkkommentar
Hi John! Version 2 ist eine meiner kombinatorischen Kompositionen. Sie entstand anlässlich eines Konzerts der Initiative Musik und Informatik Köln – GIMIK e.V. bei der Logos Foundation in Gent und wurde speziell für die Logos quartertone organ Qt konzipiert.
Während ich in meinen früheren kombinatorischen Arbeiten oft mit lexikographischen und syntaktischen Regeln zur Anordnung musikalischer Materialien arbeitete, kam hier ein Algorithmus zum Einsatz, der Tonhöhenmaterial nach Ähnlichkeitsmerkmalen sortieren kann, wodurch gewissermaßen der Grad der Homogenität bzw. Heterogenität eines formalen Prozesses kompositorisch reguliert werden kann. So entstehen beispielsweise Formen, deren Oberfläche möglicherweise besonders glatt wirkt, während auf einer anderen Ebene möglicherweise gerade hohe Turbulenz herrscht. Diese Dialektik zwischen Homogenität und Heterogenität verschiedener formaler Schichten spielt in vielen meiner Arbeiten eine wichtige Rolle und korrespondiert mit meiner Vorstellung von mündiger Kunstrezeption: Kunst wird akut, wenn ein kooperativer Betrachter aus dem Kunst-Potential ein Kunst-Erlebnis macht, indem er eine individuelle Position gegenüber dem Werk einnimmt. Voraussetzung für diesen Vorgang ist aber eben, dass überhaupt ein ausreichend vielschichtiges und komplexes Angebot vorliegt.
Der Titel des Stücks ist eine Hommage an John Cage und dessen Konversationen mit Morton Feldman, die 1993 als "Radio Happenings" erschienen sind.
Aus dem Programmheft zu GIMIK at Logos, 2014.05.17, Gent, Logos Foundation