Koepf's EditionsCompositions – Tonspiel
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Tonspiel

Siegfried Koepf 2011

Werkkommentar

Tonspiel ist eine Montage aus zwei Teilen.

Zuerst spricht Cage und bezieht sich dabei auf Immanuel Kant, vermutlich auf §54. Anmerkung in der Kritik der Urteilskraft. Hier geht es um den ästhetischen Status von Spiel, Musik und Lachen, die Kant als Glücksspiel, Tonspiel und Gedankenspiel bezeichnet. Cage zitiert also Kant und sagt: There are two things that don't have to mean anything, one is music and the other is laughter – und lacht...

Dann ertönt Musik. Die Klänge entstehen durch 24 parallel angeordnete Filter, die ein Audiosignal, hier John Cages Writing for the Second Time Through Finnegans Wake (1978) in bestimmte Frequenz-Bestandteile zerlegen und diese verbiegen, verstärken oder eliminieren. Dies geschieht auf der Basis einer Tabelle von Tonhöhen, die eine Abfolge von mehrfach-spiegelsymmetrischen harmonischen Strukturen repräsentiert und mit deren Hilfe die Stimmung des Filtersatzes pausenlos von einer Struktur in eine andere überführt und so zu jedem Zeitpunkt ein neues symmetrisches Frequenzspektrum erzeugt wird. Es entwickelt sich ein subtiler mikrotonaler, hochsymmetrischer Prozess, getriggert vom Eingangssignal und geformt durch die genannten harmonischen Vorgaben. Das beiliegende PDF zeigt die harmonisch-formale Konstruktion in grafischer Darstellung.

Tonspiel entstand im Auftrag des Hessischen Rundfunks zum 100. Geburtstag von John Cage.

Zur Radiosendung The Artist's Corner, zwölf92 – John Cage 100, 2012.04.07, HR